Glas statt Plastik: Langlebig, recycelbar – und warum wir auf Violettglas setzen
Verpackung entscheidet messbar über Stabilität, Wirksamkeit und Anwendung einer Formulierung. Bei Kapua nutzen wir konsequent Violettglas – nicht als Design-Gag, sondern weil es Licht (vor allem den sichtbaren Bereich) nahezu vollständig abhält und damit lichtinduzierte Abbauprozesse bremst. Das unterstützt, dass unsere Pflege innerhalb des MHD ihre Farbe, ihren Duft, ihre Textur und ihre Performance konstanter hält. Unten erst die wissenschaftliche Grundlage „Glas vs. Plastik“, dann Violettglas vs. Braunglas – und was das praktisch für unsere Aloe-basierten Formulierungen bedeutet.
1) Glas vs. Plastik – wissenschaftlich, aber verständlich
Rohstoff & Aufbau
- Kunststoffe für Kosmetikverpackungen sind überwiegend erdöl-/erdgasbasiert (z. B. PE, PP, PET). Es gibt biobasierte Alternativen, im Massenmarkt dominieren jedoch petrochemische Polymere. [1–4]
- Glas ist ein anorganisches Netzwerk (Silicate), ohne Weichmacher oder Stabilisator-Additive, die später in Spuren migrieren könnten. [1,2]
Barriere & Wechselwirkungen
- Glas verhält sich gegenüber dem Inhalt chemisch neutral (reaktionsträge) und ist für Gase/Feuchte praktisch undurchlässig. Kurz: Glas wirkt wie ein neutraler Tresor – es reagiert nicht mit der Formulierung, gibt nichts ab und nimmt nichts auf. [1,2]
- Kunststoffe zeigen – je nach Polymer, Wandstärke und Temperatur – Permeation (Sauerstoff, Wasserdampf) und können Additive an den Inhalt abgeben (Migration). Für aktive, empfindliche Rezepturen ist das ein Risiko. [1,3–5]
Reinigung & Recycling
- Glas lässt sich rückstandsfrei reinigen, bleibt geruchsneutral und ist im Altglas-System etabliert recycelbar. [6]
- Ja, Glas ist schwerer (Transport), dafür langlebig und gut wiederverwendbar (Upcycling).
Fazit: Als Primärverpackung bietet Glas eine sehr robuste, neutrale und dichte Umgebung für empfindliche Wirkstoffe – die ideale Basis, wenn Formulierungsqualität im Mittelpunkt steht. [1,2]
2) Violettglas vs. Braunglas – wie viel besser ist der Schutz?
Viele kennen Braunglas (Amber) aus Apotheke und Labor. Wir gehen bewusst einen Schritt weiter: Violettglas. Der Unterschied liegt im Lichtspektrum:
Spektraler Vergleich (vereinfacht)
- UVB/UVC (≈100–315 nm): Beide – Braunglas und Violettglas – blocken sehr stark. [7–9,12–15]
- UVA (≈320–400 nm): Braunglas filtert hier sehr strikt (Norm: ≤ 10 % Transmission bis ~450 nm). Violettglas lässt am UVA-Rand (~390–400 nm) einen schmalen Rest durch. [7–11,12–15]
- Sichtbares Licht (≈420–680 nm): Hier ist Violettglas klar überlegen – typische Transmissionskurven zeigen in diesem Bereich ≈ 0–1 % (praktisch „zu“), während Braunglas je nach Wellenlänge/Glasdicke merklich mehr durchlässt. [12–15]
Was heißt „besser“ in der Praxis?
- Viele botanische Komponenten, Farbstoffe, Aromen und manche Antioxidantien degradieren nicht nur durch UV , sondern auch durch sichtbares Licht. Wenn 420–680 nm quasi komplett abgeschirmt sind (Violettglas), sinkt das Risiko für Farb-/Duftdrift, Oxidation und Texturveränderung deutlich. [16,17]
- Braunglas bleibt weiterhin exzellent gegen UV – Violettglas liefert zusätzlich den konsequenten Schutz im sichtbaren Spektrum. Konsequenz: Für naturbasierte Rezepturen (Aloe, Pflanzenextrakte) ist Violettglas die striktere „Licht-Diät“.
In Zahlen (typische Messungen, hersteller- & dickeabhängig):
– Violettglas: sichtbares 420–680 nm ≈ 0–1 %; schmaler Peak bei ~400 nm teils ~10–15 %. [12,15]
– Braunglas: ≤ 10 % bis ~450 nm (UV/Blau) – oberhalb davon deutlich höhere Transmission. [7–11]
3) Was bedeutet das für Haltbarkeit & Wirkstoffe?
Länger „wie frisch“ – innerhalb des MHD
Weniger einfallende Photonen im sichtbaren Bereich = weniger Licht-Trigger für Abbau. Das unterstützt die Stabilität der Formulierung innerhalb des aufgedruckten MHD: Farbe, Duft, Textur und Wirkstoff-Profil bleiben konstanter. (Haltbarkeit ist immer die Summe aus Formel + Verpackung + Lagerung/Nutzung.) [1,16,17]
Aloe-basierte & botanische Systeme
Unsere Rezepturen setzen auf eine Aloe-Basis und sorgfältig ausgewählte, naturnahe Komponenten. Diese profitieren besonders vom konsequenten Sichtlicht-Schutz – die gelige, „satt feuchte“ Sensorik und die natürlichen Farbtöne/Duftnuancen bleiben stabiler.
Aktive Wirkstoffe (Beispiele)
- Retinoide: sehr photolabil, reagieren auf UV und teils auf sichtbares Licht. Violettglas reduziert sichtbares Licht deutlich; den UVA-Rand fangen wir über Anwendung (abends), dunkle Lagerung und zügiges Wiederverschließen ab. [16,18]
- Vitamin-C-Derivate, Q10, pflanzliche Antioxidantien: sichtbar lichtsensibel – profitieren von der sichtbaren Abschirmung (weniger Farb-/Geruchsdrift, konsistentere Performance). [16,17]
Kurzformel: Weniger Licht rein → weniger Abbau → länger stabil im Rahmen des MHD.
4) Kapua-Praxis: So holst du das Maximum aus Violettglas
- Dunkel & zimmerkühl lagern (Schrank statt Fensterbank).
- Nach jeder Anwendung sofort schließen (Luft/Feuchte draußen, Headspace klein).
- Abends anwenden, wo sinnvoll (z. B. Retinoid-Pflege).
- Original-Faltschachtel aufbewahren, wenn Produkte besonders lichtempfindlich sind.
- Saubere Dosierung: Pipette nicht auf der Haut ablegen; 2–3 Tropfen reichen.
5) Alltag: Reise, Sicherheit, Entsorgung & Upcycling
Reise & Bad
- Dicht zuschrauben; in Zip-Beutel/gepolsterte Tasche; im Handgepäck 100-ml-Regel beachten.
- Rutschfeste Ablage, außerhalb der Dusche; optional Silikon-Sleeves.
Entsorgung (Deutschland)
- Flasche entleeren, kurz warm ausspülen.
- Teile trennen: Violettglas gilt als Sonderfarbe → in der Regel Grünglas-Container; Kappen/Pumpen in die Wertstoffsammlung, Gummibalg von Pipetten oft Restmüll (regional prüfen). [6,19–21]
Upcycling – 5 Ideen
- Mini-Vase, DIY-Raumduft (mit Rattan-Stäbchen), Nagel-/Nagelhautöl (z. B. Squalan), Reiseportion für 1–2 Wochen, Ordnung (Perlen/Schrauben). Vorher reinigen & desinfizieren (warmes Wasser + etwas Spülmittel, danach Isopropanol 70 %).
6) FAQ – kurz & ehrlich
Quellen (Auswahl)
- U.S. FDA – Guidance for Industry: Container Closure Systems for Packaging Human Drugs and Biologics (Permeation/Migration, Glas vs. Kunststoff): https://www.fda.gov/media/70788/download
- Glass Packaging Institute – Benefits of Glass Packaging (Neutralität/Barriere, Recycling): https://www.gpi.org/glass-packaging
- Marsh K, Bugusu B. Food packaging—roles, materials, and environmental issues. J Food Sci. 2007 (Überblick Materialien & Barrieren): https://ift.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1750-3841.2007.00301.x
- Ncube LK, et al. Environmental Impact of Food Packaging Materials. 2020 (Materialherkunft & Umweltaspekte): https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7664184/
- Gupta RK, et al. Migration of Chemical Compounds from Packaging Materials into Packaged Foods. Foods 2024 (Additiv-Migration in Polymeren): https://www.mdpi.com/2304-8158/13/19/3125
- Der Grüne Punkt – Glasrecycling (Verbraucherinfo; Sonderfarben → Grün): https://www.gruener-punkt.de/de/politik-gesellschaft/verbraucher/glasrecycling
- USP/EP-Grundlagen zu Behälterglas; Amber-Grenzwerte (Transmission ≤ 10 % bis ~450 nm): https://www.biomed.co.th/english/downloads/General-chapter-660-glass-containers.pd f https://www.biomed.co.th/english/downloads/EP7-3.2.1-Glass%20containers-for-phar maceutical-use.pdf
- DWK Life Sciences (DURAN) – Amber-Datenblätter (UV/Blau-Filterung): https://www.dwk.com/en/products/laboratory-bottles/amber
- Miron Violetglass – Technology & Research (Transmissionskurven; sichtbares 420–680 nm ≈ 0 %, Peak ~400 nm): https://www.mironvioletglass.com/technology-and-research
- Uzone Packaging – Labkurven/Herstellerangaben (Beispiel-Peak ~10–15 % bei 400 nm; modell-/dickenabhängig): https://www.uzonepackaging.com/violet-glass-bottles-jars.html
- Review: Photostabilität topischer Wirkstoffe (Retinoide, Antioxidantien; Lichtdegradation): https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7023431/
Merksatz: Violettglas ist unser Lichtschutz-Spezialist – es nimmt dem sichtbaren Spektrum die Energie, die naturbasierte Formulierungen am stärksten stresst. Ergebnis: konstantere Farbe, Duft, Textur & Performance im Rahmen des MHD – bei einer neutralen, gut recycelbaren Primärverpackung.